Das Burgund in den Kleinen Karpaten – der Spitzerberg
Kontrastreicher und unterschiedlicher könnte keine Verkostung sein!
Einerseits die solide, bodenständige Handwerkskunst von Winzer Josef Pimpel mit einem Preis von 10 Euro für seinen Blaufränkisch vom Spitzerberg und andererseits der Topwein der mondänen Dorli Muhr. Für ihren BF Spitzerberg müsste man schon mehr als acht Pimpelflaschen eintauschen.
Aber ich sollte chronologisch beginnen: Es ist ein herrlich warmer und sonniger Tag Ende August. Wir werden im malerischen Hainburg an der Donau – spuckweit von der slowakischen Stadt Bratislava – abgeholt und zu der sechs Kilometer entfernten „Grand Cru Lage“ des östlichen Carnuntums gefahren.
Wie auch alle berühmten Großen Lagen im Burgund sieht der halb ovale Spitzerberg von der Ferne relativ unspektakulär aus. Erinnert mich aber sofort an den Corton-/Corton-Charlemagne-Berg an der Côte d’Or, nahe Beaune. Ähnliche Lage, Höhe, Breitengrade und auch sehr ähnlicher Boden. Also beste Voraussetzungen für die neun Winzer dort feinste Weine zu keltern.
Der Münchener Sommelier und Weinjournalist Ed Richter. Schreibt auf wineroom.de regelmäßig über die große Welt der großen Weine.
Dorli und ihr Team setzen das für ihren Teil präzise in die Tat um. Wir verkosten ihre Weine (sie macht hier hauptsächlich Blaufränkisch und einen Grünen Veltliner) im Schatten eines Baumes direkt zwischen den Reben.
Von der „Grünen Lese“ liegen zwischen den Zeilen noch etliche Trauben auf dem Boden und bezeugen damit stumm die qualitative Selektion. Ein herrlicher Ort um die guten Weine von Winzer Pimpel und der aparten, selbstbewussten Dorli Muhr zu probieren.
Das Profil ihrer Geschmacksphilosophie ist klar und deutlich burgundisch, elegant ausgerichtet. Geschmeidig, geschliffen mit einer immensen Tiefe und beachtlicher Präsenz, schmecken mir ihre Weine fast schon zu perfekt! Sehr beeindruckend ihre femininen, fein tänzelnden Weine. Eindeutig Weltklasse. Einzig: mir fehlen lediglich einige Ecken und eventuell die ein oder andere individuelle Kante und winzerische Typizität.
Vielleicht schreibe ich das aber auch nur, weil es sonst keinerlei kritische Ansätze gibt und man ihren BF Spitzerberg noch höher bewerten müsste. Große Klasse für großes Geld mit Platz für Romantik.
Blaufränkisch
Die etwa 250 jährige Rebsorte kommt wahrscheinlich aus dem Süden Österreichs und ist als Cuvéepartner super kombinierbar mit anderen, internationalen Rebsorten, aber auch als Solist ein hervorragender Speisebegleiter.
Normalerweise ist er eine Gewürzgranate mit intensiven Aromen von Waldbeeren, wie Brombeere und Blaubeeren aber auch Cassis, Pflaume, Holunder mit intensiver Wacholdernote sind oft präsent. Dunkel wie die tiefste Nacht mit purpurlila Reflexen. Balsamische Noten von Lorbeer und auch einen Hauch von Graphit und Liebstöckel sind immer obligatorisch und geben ihm eine noch zusätzlich kühle, straffe Aromatik. Lakritzig, rauchige Gerbstoffe, die je nach Alter heftig ausfallen können.
Immer ist er deutlich anstrengender, konzentrierter und wuchtiger als sein Nachkomme, der Zweigelt. Deshalb ist er eigentlich auch immer gut für eine sehr lange Lagerzeit geeignet und dementsprechend auch ein hervorragender Speisebegleiter für satte Fleischgerichte.
Die etwa 250 Jahre alte Rebsorte stammt aus dem Süden Österreichs.
2018 Blaufränkisch aus der Ried Spitzerberg 1ÖTW
Weingut Dorli Muhr, Kirchengasse 24, A-2472 Prellenkirchen, Carnuntum, Österreich
www.dorlimuhr.at
2018 Blaufränkisch aus der Ried Spitzerberg 1ÖTW
Weingut Josef Pimpel, Bruckerstraße 6 , A-2404 Petronell-Carnuntum, Österreich
www.pimpel.com
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