Artadi Valdegines 2016

by | 22. Mrz. 2020

„Tempranillo??? Nie im Leben ist das Tempranillo! Syrah, meinetwegen, vielleicht Sangiovese, ein saftig rund gebauter Pinot Noir, mag sein … Aber Tempranillo? Und auch noch reinsortig? Nie im Leben!“

So ungefähr wäre meine Antwort wohl gewesen, wenn ich das blind im Glas gehabt hätte. Kann man mal wieder sehen, wie sehr man aufpassen muss mit der Formulierung „Nie im Leben …“

Denn das hat gar nichts von der pflaumenweichen, holzgeballerten Breiheit, die an Spaniens Leitrebsorte Tempranillo häufig so geschätzt wird.

Das da ist geschliffen, ist kraftvoll, frisch, elegant, mineralisch im Abzug. Und von einer Reintönigkeit im Klang, die kaum weiter entfernt sein könnte von Pflaumenbreiigkeit und Rioja-Bräsigkeit.

Was Weinmacher Juan Carlos López de Lacalle da im baskischen Álava unter der Einzellagen-Bezeichnung „Valdegines“ für Bodegas Artadi vinifiziert, ist bemerkenswert, außergewöhnlich, herausragend.

Mit vierzehn-fünf Volumenprozent ein durchaus muskulöser Athlet – aber im Tutu. Gekonnter, extrem zurückhaltender Barrique-Einsatz. Bestätigt einmal mehr: Tempranillo ist ein Luder. Man kann wirklich alles mit ihm machen – sogar finessenreiche Weine.

Nicht ohne Grund hat Bordeaux in früheren Zeiten fässerweise Tempranillo kommen lassen aus Spanien, um ihn den eigenen Kreszenzen hinzuzufügen – immer dann, wenn die eigenen Mengen oder Qualitäten nicht ausreichten.

Mehr Weine wie dieser 16er Valdegines – und Tempranillo könnte es sogar noch auf meine persönliche Top-Hundert-Liste der Lieblingsrebsorten schaffen … Chapeau!

Originellität

Wine Rating: Three stars out of possible three

Komplexität

Wine Rating: Two stars out of possible three

Finesse

Wine Rating: Three stars out of possible three

Reb-Typizität

Wine Rating: no star out of possible three

Null Sterne bei Reb-Typizität – das größte Kompliment, das man als reinsortiger Tempranillo im wineroom bekommen kann.

Edgar Wilkening
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