Château Cos Labory 2006
Herrje, was wurde der 2006er gebasht! Nach dem grandios verlaufenen Null-Fünf ging der Jahrgang Null-Sechs als veritable Enttäuschung in die Bordeaux-Geschichte ein. Zwar sah der Witterungsverlauf bis zum Sommer nach einem weiteren Jubel-Juchhu-Jahrhundert-Jahrgang aus und Null-Sechs wurde schon geprehypt. Doch dann die Ernüchterung: Kälte und Regen im September machten den Bordelaiser Winzern einen Strich durch die erhoffte Rechnung.
Sperrig und kantig zeigte sich der 06er Cos Labory, als ich ihn 2012 probierte: tanningeprägt, einigermaßen unbalanciert, keine rechte Lust zum Spielen.
„Nimm eine Kiste mit und leg sie in den Keller“, lautete die aufmunternde Empfehlung der befreundeten Sommeliere. „Der Jahrgang ist ein Langschläfer – der kommt noch.“
So gelangten sechs Flaschen in meinen Keller. Zu einem Preis, der ebenfalls den allgemeinen Kehraus des Jahrgangs Null-Sechs im Handel widerspiegelte: nämlich unter 20 Euro die Flasche. Das ist etwa die Hälfte des regulären Preises, der für Cos Labory gefordert wird.
Lange argwöhnisch im Keller beobachtet, ging’s irgendwann ran und die Kiste wurde aufgehebelt. Nein, das wird hier jetzt keine Jubelhymne auf die vermeintlich kleinen Jahrgänge und dass alle sich getäuscht haben beim Null-Sechser.
Aber immerhin: Es ist ein extrem solider, klassischer Bordeaux, der da tiefdunkel mit granatfarbenem Rand ins Glas fließt. Die Nase spricht von Cabernet Sauvignon, von Holzreife und linkem Ufer – an Bdx-Typizität kaum zu überbieten.
Und im Mund hat sich zusammengefunden, was zusammenfinden sollte. Die Frucht verhalten zwar, Leder-, Sandelholz- und Salmiaktöne dominieren. Dabei präsente Struktur, mürbes Tannin, gute Länge.
Das schwere Depot, das in der Flasche verbleibt, erzählt vom Wandlungsprozess, den der Wein durchgemacht hat seit seiner Geburt. Ein Kind seiner Zeit, ganz und gar – und dabei im Laufe der Jahre sehr reif und erwachsen geworden.
Unter Strich: Eine sehr erfreuliche Bordeaux-Begegnung mit dem Jahr Zweitausend-Sechs im Hier und Jetzt. Langschläfer, hatte die Sommeliere gesagt. Recht hat sie.
Herkunfts-Typizität
Komplexität
Struktur
Beef-Begleiter
Ein typisches Kind seiner Zeit – und im Laufe der Jahre dabei sehr erwachsen und reif geworden.
- The Battle – Ten Years After:
Mittelrhein Großes Gewächs 2011
Toni Jost vs. Ratzenberger - 6. April 2021 - Perfekt verkuppelt: Champagner mit Hafenblick und ein Sommelier, der die Korken nicht knallen lässt - 16. September 2020
- Kale and wine – is that possible? A daring food-pairing test of courage - 28. April 2020