Nicolas Joly Les Vieux Clos 2014

by | 16. Jan. 2020

Ein Klassiker! Drei verschiedene Weine produziert das Weingut. Aus drei verschiedenen Einzellagen. Les Vieux Clos ist der günstigste: um die 30 bis 35 Euro. Und schon dieser Einstieg ist ein so bedeutsames Ereignis im Glas, dass jeder Weinliebhaber es erleben sollte. Mindestens einmal. Besser öfter.

Wir befinden uns an der Loire, ganz im Nordwesten Frankreichs, etwa 150 Kilometer vor der Mündung in den Atlantik. Hier arbeitet Kult-Winzer Nicolas Joly. Heute wohl etwas weniger, denn mittlerweile hat Tochter Virginie die Leitung des Betriebs übernommen.

Die Geschichte von Nicolas Joly ist hunderte Male erzählt – und doch immer wieder spannend. Ende der 1970er in der Finanzwelt Londons aufgestiegen, zu Beginn der 80er zurück in das elterliche Weingut. Dort zunächst den üblichen Beratern aufgesessen, die allen Weingütern die immer gleichen industriefreundlichen Empfehlungen bis zur Gesichtslosigkeit eintrichtern.

Joly muss sehr schnell bemerkt haben, dass diese Berater mit ihren Einheitsrezepten nichts Gutes bewirken. Hat schon nach kurzer Zeit die Leinen gekappt. Und eine radikale Kehrtwende hin zum konsequent biodynamischen Anbau betrieben.

Anfang der 80er! Zu einer Zeit, als diese Art des Land-Wirtschaftens noch böse geschmäht wurde und übelsten Sekten-Status hatte. (Der Autor darf das sagen, absolvierte er zu jener Zeit doch selbst eine landwirtschaftliche Ausbildung und erlebte persönlich, wie konventionell wirtschaftende Landwirte über biologisch denkende vom Leder zogen.)

Nicolas Joly ist seinem biodynamischen Kurs konsequent treu geblieben. Im Weinberg, im Keller, im Leben. Gilt heute als Biodynamie-Papst des Weinbaus. Nicht nur in Frankreich, sondern weit darüber hinaus.

Von all dem – und von vielem mehr – erzählt Les Vieux Clos. Reinsortiger Chenin Blanc. Mit einer Ernsthaftigkeit und Größe im Glas, die verstummen lässt. Meditationswein, heißt es dann immer. Hoher Reifegrad der Trauben gibt ihm Kraft und Saft, Maischestandzeit subtile Gerbstoffe, Holzfassausbau eine Lust aufs Karaffiertwerden, die bemerkenswert ist.

Ein Ereignis im Glas, in der Nase, im Mund. Ein Ereignis, das andächtig und still werden lässt. Wie ein Gottesdienst im Angesicht der Ewigkeit – falls ein Konfessionsloser so etwas überhaupt sagen darf. Herausragend und einzigartig. Absolute Empfehlung.

Eigenständigkeit

Wine Rating: Three stars out of possible three

Komplexität

Wine Rating: Three stars out of possible three

Struktur

Wine Rating: Three stars out of possible three

Ernsthaftigkeit

Wine Rating: Three stars out of possible three

Wie ein großer Gottesdienst: Selbst Konfessionslose müssen anerkennen, wie emotional und bewegend es ist.

Edgar Wilkening
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