Drei Runden lang gingen die Punkte in unserem Fakten-Check klar an Wein. Craft-Beer, Gin und Szene-Limonade würden zwar auch gerne ein bisschen von der Klasse ausstrahlen, die Wein hat – gelungen ist ihnen das bislang nicht. Die Details inklusive Infografiken hier.

Vorhang auf für eine neue Challenge, die immer auch eine neue Chance ist. Thema in Runde Vier: Wieviel Zeitaufwand steckt in den vier Produkten, bevor sie irgendwann im Handel landen?

[easy-tweet tweet=“Husch-husch und ab in den Handel: Gin, Bier, Limo sind Quickies gegen Wein.“ hashtags=“Wein,Bier,Gin,Infografik“]


Wie viel Zeit braucht’s denn?

Zeit ist bekanntlich Geld. So gesehen sind Gin und Limo Top-Verdiener. Denn Zeit spielt bei deren Produktion keine entscheidende Rolle. Für die Limo werden die Zutaten in Tanks zusammengerührt, Kohlensäure per Imprägnierverfahren reingepimpt. Und sobald die Mischung geimpft und abfüllbereit bereit ist, geht’s ab in die Flasche. Große Abfüller machen das alles im laufenden Betrieb. Ratzfatz und fertig. Innerhalb von ein, zwei, drei Tagen ist das Zeug schon im Handel, je nach Lieferkette.

Ebenso blitzschnell wie die Limo ist nur noch der Gin: Sobald das Destillat abgekühlt ist, kann mit Wasser verdünnt werden und ab in die Designerbuddel. Der Handel ordert Nachschub? Kein Problem. Solange Agrar-Alkohol und Säcke mit Kräutern im Haus sind und der Brennkessel frei ist, kann in wenigen Tagen nachgeliefert werden.

Echte Mega-Quickies, die beiden. Da ist Bier schon anspruchsvoller. Das Einmaischen und Läutern, das Würzekochen und Gären, all das braucht seine Zeit. Da können gerne mal Tage draufgehen. Und anschließend muss das Jungbier noch lagern und reifen. Zwei Wochen Minimum. Meist mehr. Bis zu drei Monaten. Erst dann kommt das Bier in die Buddel oder ins Fass und zum Handel. Da muss man schon die Ruhe weg haben. Nix für nervöse Typen. Und trotzdem ein Witz im Vergleich zu Wein.

Infografik Fakten-Check "Wein versus Bier, Gin, Limo" 4. Kategorie: Wieviel Zeitaufwand kostet die Hersteller die Produktion ihrer Getränke?

Die Herstellung von Wein bemisst sich nicht in Tagen oder Wochen. Über den Daumen braucht’s circa ein Jahr. Okay, stimmt: Es gibt ein paar Winzer und Weine, die brauchen etwas weniger. Die haben im November schon den neuen Jahrgang im Verkauf, der im September noch an den Stöcken hing. Extremfall.

Gibt auch den anderen Extremfall. Weingüter wie den Nikolaihof in der österreichischen Wachau, die ihre Weine zum Teil erst nach zehn, zwölf oder noch mehr Jahren auf die Flasche ziehen. Weißwein wohlgemerkt. Oder Viña Tondonia, bei denen aktuelle Jahrgänge ebenfalls etwa zwölf Jahre alt sind. Für viele Rotweine sind Ausbau und Reife im Fass heute ohnehin selbstverständlich – für ein Jahr, zwei oder mehr.

Die tatsächliche Zeit, die es braucht vom ersten Schritt bis zur Auslieferung an den Kunden, schwankt also erheblich und hängt immer vom jeweiligen Weintyp ab. Für unseren Fakten-Check musste aber ein allgemeiner Richtwert her. Und den haben wir mit einem Jahr angesetzt. Denn sobald die Ernte eines Jahres im Keller ist, geht im Prinzip die Arbeit am nächsten Jahrgang los. Beginnend mit dem Rebschnitt im Weinberg.

Fazit von Runde Vier: Gin, Bier, Limo sind Quickies im Vergleich zu Wein

Fakt ist jedenfalls: Die Zeitzyklen, in denen Winzer denken, planen, arbeiten müssen, unterscheiden sich gravierend von den Zeiträumen, in denen Gin- und Limo-Hersteller denken. Einzig das Bier kann hier in punkto Zeitaufwand noch halbwegs mithalten mit Wein – wenn auch weit abgeschlagen.

Deshalb sehen wir in der Infografik einen vollen grünen Kreis beim Wein. Er repräsentiert die Zeitbasis eines Kalenderjahres. Entsprechend die Abstufungen in Gelb, Rot und Orange für die Quickies Bier, Gin und Limo. Unser Fazit für Runde Vier: Auch beim Thema Zeitaufwand, der nötig ist zur Herstellung, kann niemand dem Wein das Wasser reichen.


Alle veröffentlichten Beiträge dieser achtteiligen Serie finden Sie hier in der Übersicht.

Edgar Wilkening
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