Leser fragen – Dr. Sommelier antwortet frank und frei von der Leber weg

hallo dr. sommelier

ich bin ja große weinfreundin. aber irgendwie ist das thema wein immer noch männerdomäne wo wir frauen diskriminiert werden. der begriff erzeuger zum beispiel: ich finde den ungeheuer diskriminierend. immerhin gibt es mittlerweile so viele tolle winzerinnen in deutschland, die gute weine machen. warum heisst es dann immer noch ERzeugER? ist es wirklich zuviel verlangt, die arbeit einer winzerin zu würdigen indem von siezeugerin gesprochen wird?

grüsse aus kreuzberg
manu

Leser fragen – Dr. Sommelier antwortet frank und frei von der Leber weg

Liebe Manu,

da legen Sie den Finger in eine echte Wunde der deutschen Weinwirtschaft. Dass sich der Begriff „Siezeugerin“ im allgemeinen Sprachgebrauch immer noch noch nicht durchgesetzt hat, kann ich mir nur mit der kleinen sprachlichen Ungenauigkeit des Wortes „zeugen“ erklären. Müsste es im Zusammenhang mit dem weiblichen Geschlecht nicht vielmehr „Siegebärerin“ heißen?

Wie auch immer – ich möchte Sie ermutigen, Ihr Thema noch größer, noch umfassender, noch ganzheitlicher zu denken. Denn die Diskrimierung der Frau lauert in der Weinwelt dort, wo man sie am wenigsten vermutet.

Nehmen Sie nur mal die „Bernkasteler Doctorin“. Hat jemals jemand auch nur ein Wort über sie verloren? Was wurde aus dem „Julia-Echter-Berg“? Was aus der „Rödelseer Küchenmeisterin“, dem „Assfraushauser Höllenberg“ und dem „Bacharacher Huhn“? Vergessen, verleugnet, verfemt.

Besser ergeht es da nur den „Kröverinnen Nacktärschinnen“, bei dem sich junge Damen in gleichgestellter gleicher Stellung den blanken Podex versohlen lassen. Diesem Ant-Diskriminierungsprojekt sage ich schon heute großes Interesse des Publikums und eine treue Fangemeinde voraus.

Mit den besten Wünschen für Ihr vinologisches Wohlbefinden
Ihr Dr. Sommelier

P.S. Und vergessen Sie mir bitte nicht die gute alte Korkenzieherin!

Dr. Sommelier
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