Lieber Dr. Sommelier!
Seit einigen Wochen habe ich einen neuen Freund. Eigentlich ist er auch ganz nett. Aber als ich ihm neulich sagte, dass er jetzt schon das achte Glas Wein intus hat, antwortete er: In seinem jugendlichen Alter (37) sei er noch zu jung um altersweise zu sein. Deshalb probiere er es eben glasweise bzw. schluckweise. Alter, Gläser, Schluck – Hauptsache weise, meinte er. Was sagen Sie dazu?
Liebe Grüße
Ruth M., Karlsruhe
Liebe Ruth,
das klingt mir doch ziemlich gewagt, was Ihr Freund da an den Haaren herbeizieht. Es ist zwar richtig, dass man mit Ende dreißig noch nicht zur Altersweisheit neigt. Und es ist auch richtig, dass mancher nach einigen Gläsern Wein deutlich klügere Sachen von sich gibt. Oder zumindest deutlich klüger aus der Wäsche guckt.
Aber in Ihrem Fall scheint mir die Sache doch anders zu liegen. Offenbar benutzt Ihr Freund das hehre Ziel weiser zu werden als Ausrede, um sich ordentlich einen hinter die Binde zu kippen.
Wenn er weise werden will, empfehlen Sie ihrem Freund, es nicht literweise anzugehen, sondern satzweise, kapitelweise, vielleicht sogar seitenweise. Logischerweise mit einem Buch. Möglicherweise auch mit zweien. Glücklicherweise gibt es die ja überall. Teilweise kann man sie sogar ausleihen. Tollerweise umsonst.
Fairerweise muss ich noch hinweisen, dass lustigerweise reihenweise Denkweisen kursieren, die möglicherweise schätzungsweise haufenweise glücklichwerweise seltsamerweise scharenweise dummerweise versuchsweise ihre Wirkungsweise irrtümlicherweise … Kurzum: Sie kriegen das schon hin.
Mit den besten Wünschen für Ihr vinologisches Wohlbefinden
Ihr Dr. Sommelier
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