Was gab’s ins Glas?
Weingut Mades Mittelrhein 2002 Bacharacher Posten Riesling Spätlese Trocken, 11 %.

Wer steckt dahinter?
Weingut Mades, Borbachstraße 35-36, 55422 Bacharach/Steeg am Rhein, Mittelrhein, Deutschland, www.weingut-mades.de

Welche Austtattung?
Braune Schlegelflasche, Korken.

Was ist interessant zu wissen?
Vor einiger Zeit hatten die Gäste im wineroom schon mal eine Spätlese vom Weingut Mades am Wickel. Damals den Jahrgang 2001 aus der gleichen Lage. Und der alte Vogel kriegte eine so euphorische Bewertung, dass anschließend entschieden wurde, ans Ende der Tasting-Notizen die Frage anzugliedern, ob der jeweilige Beitrag eventuell gewerblich gesponsort worden sei. War er damals natürlich nicht. Ist er heute auch nicht.

Gleicher Winzer, gleiche Lage, gleiche Qualitätsstufe – da fällt dann schon ins Auge, dass sich die Angabe der Alkoholgradation deutlich unterscheidet. Beim 2001er lag sie bei zwölf Prozent, 2002 nur noch bei elf. Klar, Jahrgänge unterscheiden sich. Aber mit sparsamen elf Volumen Prozent liegt die Null-Zwo-Spätlese genau im heutigen Trend zu Weinen mit wenig Alkohol.

Aber geht das überhaupt: Spätlese – elf Prozent? Immerhin wird diese Marke selbst von Kabinett-Weinen, der Qualitätsstufe unterhalb der Spätlese, oft locker getoppt. Also vielleicht doch eher was Feinherbes in der Flasche?

Wo kommt die Buddel her?
Direktbezug ab Weingut.

Was kostet der Spaß?
Um die acht bis zehn Euro, meine ich mich zu erinnern.

Wie ist er denn nun?
Ein Anflug von Petrol, der aufs Alter deutet. Aber keineswegs ausgeprägt oder störend. Da gab’s schon deutlich mehr Mofa im Glas hier im wineroom – von Weinen, die deutlich jünger waren.

Klare Riesling-Aromatik. Knacketrocken ausgebaut. Straffe Säure. Zurückhaltende Frucht. Geradezu puristisch. Aber kein bisschen müde. Feingliedrig wie immer bei Mades. Kein Geschrei, kein Getöse, kein Auf-den-Karton-hauen. Hier ruht jemand ganz in sich selbst. Und das bei schlanken elf Volumenprozent. Großartig.

Trotzdem: Spätlese, trocken, elf – wie passt das zusammen? Rechnen wir mal schnell durch. In Deutschland gilt für Spätlesen in der Regel ein Zuckergehalt von mindestens 85° Oechsle. (Der Wert kann in manchen Anbaugebieten abweichen, z.B. in Baden.)

Angenommen, die Trauben sind mit 85° Oechsle in den Keller gekommen, haben also denkbar knapp die Spätlese-Marke erreicht, dann ergibt sich daraus rein rechnerisch ein Alkoholpotenzial von 11,4 %.

Nehmen wir weiter an, der Most ist vollständig gurchgegoren und hat seine Elf-Vier erreicht: Seinerzeit durfte man die Angaben auf dem Etikett noch auf ganze Werte auf- bzw. abrunden. Ohnehin gilt bis heute eine Toleranz von 0,5 % bei der Angabe des Alkohols. So hat sich aus der technischen Elf-Komma-Vier die glatte Elf auf dem Etikett ergeben. Haut also hin.

Heute würde man wohl 11,5 % aufs Etikett schreiben für diese Spätlese. Aber auch das ist immer noch ein ein fantastischer Wert, den man sich bei vielen Weinen wünschen würde. Erst recht, wenn er mit so viel Klasse verbunden ist. Chapeau!

Was macht man damit?
Seinerzeit beim 2001er lautete die Empfehlung: Nehmen, nehmen, nehmen, was noch zu kriegen ist – und dann in Bälde aufmachen. Das gilt für den 2002er genauso. Denn Winzer Helmut Mades ist Mitte der Nuller-Jahre in den Ruhestand gegangen. Das Weingut liegt im Dornröschenschlaf. Neue Jahrgänge gibt’s nicht mehr, wie’s aussieht. Und irgendwann wird der Kellerbestand am Ende sein. Glücklich, wer dann noch etwas abbekommen hat.

Aus welchen Gläsern wurde probiert?
Zalto Denk’Art Weißweinglas.

Ist dieser Beitrag gewerblich gesponsort?
Nein.

Edgar Wilkening
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