Messaline Corbières Boutenac 2011

von | Allgemein | 0 Kommentare

Was ist die Vorgeschichte?
Nackige Schönheiten aufm Etikett – für gewöhnlich lassen wir im wineroom die Finger von solchen Flaschen. Getreu dem Motto: Wer draußen „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“ oder andere Anzüglichkeiten auf seine Buddel labelt, hat drinnen vermutlich kaum noch Argumente, die zum Kauf bewegen.

Liegt wohl an der räumlichen Nähe des wineroom zur Hamburger Reeperbahn, wo das gleiche Prinzip gilt: Genau die Schuppen, die außen am buntesten kreischen „Kommt hier rein, Leute!“, sind die, die sich drinnen zuverlässig als die größten Touristenfallen entpuppen. Muss man wissen.

Wie also kommt die Messaline-Flasche mit der halbnackten Grazie überhaupt in den wineroom? Keine Ahnung … Wahrscheinlich hat im Einkauf irgendwer das Etikett schlichtweg übersehen. Na dann: Ausziehen, meine Damen und Herren – aber bitte nur den Korken aus der Flasche.

Was gab’s ins Glas?
Messaline Rouge Appellation Corbières Boutenac Contrôlée 2011, 14,5 %.

Welche Ausstattung hat die Flasche?
Bordeauxflasche, Korken.

Wer steckt dahinter?
SCV Cellier des Demoiselles, 5 Rue de la Cave, 11220 Saint Laurent de la Cabrerisse, Languedoc-Roussillon, Frankreich, www.cellierdesdemoiselles.com

Was ist interessant zu wissen?
Cuvée aus 40 % Grenache, 30 % Syrah und 30 % Carignan. Lehm-Kalkstein-Terroir. Älteste Rebstöcke des Weinguts. Handlese. Mazeration carbonique, sagt das Weingut auf seiner Website. Temperaturkontrollierte Fermentierung. Ausbau in Eichenfässern für 12 Monate plus 12 Monate auf der Flasche. Limitiert auf gesamt 10.000 Flaschen, jede Flasche mit eigener Nummer. Die Flasche, die es in den wineroom geschafft hat, trägt die Nummer 01849/10.000.

Wo kommt die Buddel her?
Vom Berliner Internethändler Wine in Black.

Was kostet der Spaß?
Um die fünfzehn Flocken.

Wie ist er denn nun?
Der Name versteht sich als Referenz auf Messalina, skandalumwitterte dritte Frau des römischen Kaisers Claudius, bekannt für sinnliche, ausschweifende Banketts. Das ist mal eine Ansage. Aber wenn man als Weingut 1914 direkt vor Ausbruch des 1. Weltkriegs gegrüdnet wurde, darf man sich solcher historischen Merkmale wohl bedienen.

Dunkle Beeren in der Nase, dazu büschelweise Kräuter. Schön gemacht, einladend. Begleitet von dichter, purpurstrotzender Farbe. Ein saftiges Versprechen. Das im Mund eingelöst wird. Südfrankreich auf eine seine schönsten Weisen: dicht, gut strukturiert, Johannisbeeren, Heidelbeeren, Holunderbeeren, der ganze Früchtekorb, dazu Oliven, Tomatenmark, eine wilde Mischung. Sinnlich, ja. Tannine, die seidig über den Gaumen wedeln. Sehr gute Holzarbeit. Schöne Länge.

Kultivierter Trinkspaß. Die Hitze der Herkunftsregion präsentiert sich bei richtiger Temperatur (Empfehlung: maximal 16° C) in gut konturierter, dichter Form. Trinkig, süffig. Wenn man die saftige, würzige Struktur von Südwest mag: ein Wein, der in vierlerlei Hinsicht zum Flaschendrehen einlädt. Und gern auch herzhafte Speisen begleitet. Schmortöpfe welcome! Würde im wineroom wieder geordert werden – trotz der Anzüglichkeiten auf dem Etikett.

Aus welchen Gläsern wurde probiert?
Gabriel Glas Gold Edition

Ist dieser Beitrag gewerblich gesponsort?
Nein.

Sind noch offene Fragen?
Mal schauen, ob Facebook beim Posten dieses Artikels das Beitragsbild mit der halbnackten Grazie beanstandet – oder ob es durch die amerikanische Prüderie-Zensur durchgeht.

Durst Sylvaner 2013

Was gab’s ins Glas?Durst Sylvaner 2013, Pfälzer Landwein, 12,5 % vol.Welche...

Warnung vor schlimmen Manieren und klares Weinschorle-Verbot

Zwei herrliche Exemplare aus unserer Reihe "10 geniale Türhänger, die jeder...

Sommelier Ed Richter im Video zum Jahrgang 2014 in Italien

Gerade mal zwanzig Sekunden, aber die haben es in sich. Rhythmus, Power,...

„And the award goes to …“ Höre ich da etwa Korken knallen im wineroom?

Vielleicht die härteste Challenge, der sich ein Weinliebhaber stellen kann:...

Wein versus Bier, Gin, Limo
Runde Zwei: Wer kann sich seine Zutaten liefern lassen?

In der ersten Runde unseres Fakten-Check hatten wir uns mit der Frage befasst:...

Troplong Mondot 2007

Was gab’s ins Glas?Troplong Mondot, 1er Grand Cru Classé, 2007, Saint-Émilion,...

Château Cos Labory 2006

Herrje, was wurde der 2006er gebasht! Nach dem grandios verlaufenen Null-Fünf...

Wein versus Bier, Gin, Limo
Runde Eins: Wie viel Wasser geben die Hersteller dazu?

Craft-Beer, Gin, Szene-Limos – alle drei mega-angesagt. In Hamburg zum...

Loimer Brut Rosé

Was ist die Vorgeschichte?Okay, jetzt isses also raus, denkt die...

OperaWine – ein exklusiver Besuch in Verona

OperaWine: geradezu italienisches Happening mit „Wein, Weib, Gesang und großen Reden“ – und dennoch hat es ein internationales Bewusstsein mit amerikanischer Wahrnehmung. Eine sehr exklusive, kurzweilige und somit privilegierte Präsentation in der historischen Stadt der dramatischen Liebe.

Edgar Wilkening
Follow me

Fiasco Classico – oder Wildschwein im Chianti

„Wenn Italien, dann Toskana“, sagen viele Deutsche und reisen in das Land des...

Balthasar Ress Pinot Blanc 2012

Was gab’s ins Glas? Balthasar Ress Pinot Blanc 2012 trocken,...

Montelio La Giostra Müller Thurgau 2011

Was gab’s ins Glas?Montelio La Giostra 2011, provincia di Pavia, IGT, Müller...

The Battle – Ten Years After:
Mittelrhein Großes Gewächs 2011
Toni Jost vs. Ratzenberger

Sie liefern sich ein stetes Kopf-an-Kopf-Rennen: das Weingut Toni Jost, im...

Las Machuqueras 2014

Was gab’s ins Glas?Viña Bodega Matías i Torres Las Machuqueras, La Palma,...

Castello di Querceto Chianti Classico Riserva 1985

Was ist die Vorgeschichte?Im Sommer 1997 war der Autor zu Gast in der Toskana...
Edgar Wilkening
Follow me