Château La Tonnelle 2009

von | Allgemein | 1 Kommentar

Was gab’s ins Glas?

Château La Tonnelle Bordeaux Superieur 2009, 14 % vol.

Welche Ausstattung hat die Flasche?

Klassische Bordeaux-Austattung.

Wer steckt dahinter?

SCA Château du Terrefort-Quancard, F-33240 Cubzac-Lesponts, Bordeaux, Frankreich.

Wo hat er abgeräumt?

Goldmedaille beim Concours Général Agricole in Paris.

Wo kommt die Buddel her?

Vom Berliner Online-Versender „Wine in Black“.

Was kostet der Spaß?

Um die 10 bis 12 Euro.

Wie ist er denn nun?

Nach dem Einschenken zieht eine kräftige Pattex-Nase über den Verkostungstisch. Das Glas zur Nase zu führen wird zum Akt der Körpergefährdung: Klebstoff, Klebstoff, Klebstoff. Wer nicht zum Vergnügen öfter mal Uhu schnüffelt, dreht sich angewidert weg.

Schwenken wir mal. War ja heißes Jahr, dieses 2009. „Jahrhundert-Jahrgang“, ruft der Online-Versender Weine in Black von seiner Website dazwischen. Jawoll, wissen wir. Und manchmal verfliegt der Alkohol ja nach kurzer Zeit. Genug geschwenkt, Glas zur Nase – puh, immer noch reinste Pattex-Tube. „Was für ein schönes Erlebnis das doch ist“, tiriliert Wine in Black derweil von seiner Webseite.

Schön, warten wir mal, was sich noch tut, verkosten derweil was anderes. Aber im Glas schwebt der Alkohol immer noch deutlich sichtbar an den weit aufgehellten, transparenten Rändern. „Schnell, beeilen Sie sich!“, mahnt uns Wine in Black per Internetauftritt. Sind ja fünf Minuten vergangen, trotzdem noch Alkohol, Alkohol und Alkohol in der Nase. Ein ganz klein wenig Bordeaux-Anmutung dahinter, aber deutlich übertönt vom penetranten Kleberton. „Verströmt intensive Düfte“, jubelt sich Wine in Black in einen veritablen Rausch.

Wir schenken den Wein um, in ein deutlich größeres Glas. Mehr Oberfläche, vielleicht verfliegt der Drecks-Pattexton dann endlich. Nö, tut er nicht. Also jetzt aber Nase zu und durch: probieren. Und dann? Nicht zu fassen! Im Mund? Pattex! Hoffentlich kriegen wir die Lippen wieder auseinander, bevor der Klebstoff trocknet. Kein Genuss. Aromen? Nicht der Rede wert. Kurz vor Körperverletzung, das Ganze.

Wine in Black berauscht sich unterdessen weiter und führt per Zitat ausgerechnet René Gabriel ins Felde: „Bordeaux 2009: Eine legale Droge“, jubelt die Händler-Webseite. Droge ja – aber in dieser Form nur, wenn man unter der Brücke wohnt und seinen täglichen Bedarf im Bastelgeschäft besorgt.

Jetzt wollen wir’s wissen. Mehr Oberfläche! Wir schenken den Wein um: in eine Schüssel. Aus dem Gefäß strömt Alkohol – sonst nichts. Wir schenken die Schüssel in einen Kübel. Kleber strömt durch den Raum. Wir schütten den Kübel in eine Wanne. Ein Badezimmer voller Pattex ist der Lohn.

Also ziehen wir den Badewannenstöpsel und tun damit das Beste, was man mit diesem Château La Tonnelle machen kann. „Ein großartiges Gefühl!“, ruft uns Wine in Black von seiner Website hinterher. Und dieses eine Mal sind wir ausnahmsweise einer Meinung: tolles Gefühl, das Zeug seiner Bestimmung im Ausguß zu übergeben.

Fazit?

Unterirdische Grütze.

Was macht man damit?

Wegkippen. So ein Zeug mag ich reinen Gewissens nicht mal mehr zum Kochen empfehlen.

Aus welchen Gläsern wurde probiert?

Diverse.

Wer hat’s probiert?

Der Autor und weitere am Verkostertisch.

Ist dieser Beitrag gewerblich gesponsort?

Klingt er etwa so?


 

Nominiert für „Best Food and Wine Content“: Reportage über eine tollkühne Foodpairing-Challenge

Vielleicht die härteste Challenge, der sich ein Weinliebhaber stellen kann:...

Holger Koch Herrenstück Weiß- und Grauburgunder 2009

Was gab’s ins Glas? Weingut Holger Koch Weißburgunder Herrenstück 2009 (13,0...

K&U-Hausmesse 2015 im Nürnberger Ofenwerk

Das schaffen höchstens ein, zwei Handvoll Weinhändler in Deutschland: ein...

The Battle – Ten Years After:
Mittelrhein Großes Gewächs 2011
Toni Jost vs. Ratzenberger

Sie liefern sich ein stetes Kopf-an-Kopf-Rennen: das Weingut Toni Jost, im...

Weltner Sylvaner Hoheleite 2011

Was gab’s ins Glas? Weltner Sylvaner Rödelseer Küchenmeister GL...

Dão – das (immer noch) unentdeckte Weinland

Die größten Überraschungen in Sachen Wein bietet für mich seit vielen Jahren...

Die schönste Weinstraße führt nach Margreid zur „Summa“

Löwengang Chardonnay Jahrgangsvertikale bei Familie Lageder in Margreid während der Summa 2024. Der Münchener Sommelier und Weinteacher Ed Richter nimmt uns mit bei einem Besuch im Löwengang – mit gleichnamigen Weinen. Also nur keine Angst vor großen Tieren, bitte!

Edgar Wilkening
Follow me

Ziereisen 2012 Steingrüble

Was gab's ins Glas? Ziereisen 2012 Steingrüble Gutedel, Badischer...

Caparzo Brunello di Montalcino 1993 La Casa

Was gab’s ins Glas?Brunello di Montalcino Vigna La Casa 1993 Tenuta Caparzo...

12 ultimative Tipps,
wie Sie Mythos Mosel meistern

Mittlerweile mausert Mythos Mosel sich zum markanten Meilenstein in unserem...

Gedopt mit Trüffel und Wein:
Per Rad auf Tour de Rhône

Ein Tour-Bericht in fünf kulinarischen Etappen – von Ed Richter   Er ist fast...

Mouton Rothschild 1974

Was ist die Vorgeschichte? Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot...

Generation Pfalz Masterclass 2016

Unter dem sinnigen Motto "Je feiner – desto besser" stand die Masterclass am...

Wein versus Bier, Gin, Limo
Runde Vier: Wie hoch ist der Zeitaufwand?

Drei Runden lang gingen die Punkte in unserem Fakten-Check klar an Wein....

Bruno Giacosa Barolo Falletto di Serralunga 2004

Was gab’s ins Glas? Bruno Giacosa Barolo DOCG Falletto di...

OperaWine – ein exklusiver Besuch in Verona

OperaWine: geradezu italienisches Happening mit „Wein, Weib, Gesang und großen Reden“ – und dennoch hat es ein internationales Bewusstsein mit amerikanischer Wahrnehmung. Eine sehr exklusive, kurzweilige und somit privilegierte Präsentation in der historischen Stadt der dramatischen Liebe.

Edgar Wilkening
Follow me
Edgar Wilkening
Follow me