Deutzerhof Alpha & Omega Frühburgunder 2011

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Was gab’s ins Glas?

Deutzerhof Alpha & Omega Frühburgunder 2011, trocken, 13,5 % vol.

Welche Ausstattung hat die Flasche?

Burgunderflasche mit Korken.

Wer steckt dahinter?

Weingut Deutzerhof – Cossmann-Hehle, Deutzerwiese 2, 53508 Mayschoß, Ahr, Deutschland, www.deutzerhof.de

Was ist interessant zu wissen?

Ach, was ließe sich nicht alles erzählen zu diesem Wein! 1. In welch herrlichem Kontext er getrunken wurde (nämlich in „Stübers Restaurant“ in Bacharach, das schon alleine einen Beitrag hier wert wäre).

2. Dass der Frühburgunder eine Mutation ist vom … Ja, ja, wissen Sie schon – verstehe. Und dass sein Name daher rührt, dass er einige Wochen früher reift als der deutlich spätere Spät…? Okay, okay – ich hör ja schon auf.

3. Dass der Frühburgunder als Reborte vom Aussterben bedroht war, weil die Winzer nur Ärger hatten mit dieser zickigen Diva im Weinberg. Slow Food Deutschland nahm den Frühburgunder deshalb im Jahr 2005 als Passagier in die „Arche des Geschmacks“ bewahrenswerter Sorten auf.

4. Dass der Frühburgunder an der Ahr im Schnitt deutlich hochklassigere Weine hervorbringt als z.B. in Rheinhessen, wo er mittlerweile ebenfalls eine kleine Renaissance erlebt – was wir im wineroom bei Gelegenheit an einem konkreten Beispiel unter Beweis stellen werden. (Also das mit dem besser an der Ahr, nicht das mit der Renaissance.)

Aber da all das noch lange nicht das Spannendste ist an dieser Flasche, halten wir uns mal nicht länger mit Geplänkel auf, sondern kommen sofort zu fünftens und sechstens. Nämlich:

5. Den Namen Alpha & Omega trägt der Deutzerhof-Wein, weil seine Trauben aus zwei verschiedenen Lagen stammen.

Die eine befindet sich im westlichsten Weinberg der Ahr, sozusagen am Anfang des Weinbaugebiets, nämlich im Mayschosser Kessel. Dafür steht Alpha, der Anfangsbuchstabe des griechischen Alphabets. Und Omega steht für die andere Lage, die sich (Sie ahnen es schon – letzter Buchstabe) am Ende des Weinbaugebiets befindet, im östlichsten Weinberg der Ahr, in der Heimersheimer Landskrone.

Das Rebmaterial aus beiden Lagen ergibt eine vielversprechende Kombi. Denn im Mayschosser Kessel herrscht Schieferboden vor, der dem Frühburgunder kühle Mineralik verleiht. Der etwas fettere Boden in der Landskrone dagegen ergibt mehr Frucht.

Und 6. Der Jahrgang 2011 ist praktisch der letzte, den der legendäre Winzer Wolfgang Hehle noch vollständig verantwortet hat. Hehle war urprünglich Steuerberater, heiratete in den 70er Jahren ins Weingut ein und legte in den 80ern die Prüfung als Winzermeister ab.

Er brachte seine Vision eines burgundischen Stils ins Weingut ein und führte den Deutzerhof damit konsequent in die Spitzenliga deutscher Erzeuger. Nach seinem tragischen Tod mit nur 59 Jahren im Frühjahr 2013 übernahm Hans-Jörg Lüchau, Hehles langjähriger Weggefährte und rechte Hand, die Leitung des Betriebs und führt den eingeschlagenen Weg vor.

Ach, und es ließe sich noch so viel mehr erzählen. Unglaublich, wie viele Geschichten sich manchmal in einer einzelnen Flasche Wein stecken können. (Und in anderen Flaschen so gut wie gar nichts.)

Gibt’s andere Stimmen zum Alpha & Omega?

Auf YouTube findet sich ein Video mit Hans-Jörg Lüchau, dem Betriebsleiter des Weinguts Deutzerhof. In anderthalb Minuten stellt er da höchstpersönlich genau diesen Alpha & Omega aus dem Jahrgang 2011 vor. Hören wir mal rein …



Wo kommt die Buddel her?

Aus dem Weinkeller von „Stübers Restaurant“, der exzellenten Gastronomie von Chefkoch Andreas Stüber im Rhein-Hotel Bacharach.

Was kostet der Spaß?

Aktuelle Jahrgänge des Alpha & Omega liegen bei etwa 25 Euro. Die Flasche dieses Beitrags kostete 39 Euro, da direkt vor Ort in „Stübers Restaurant“ verzehrt.

Wie ist er denn nun?

Tja, wie ist er denn nun? Ist er kühl? Oder ist er warm? Oder doch eher kühl …? Wohlgemerkt: Wir reden hier nicht von der Trinktemperatur. Die war perfekt. Nein, am Gaumen changiert er hin und her: weiche, wärmende Fruchtigkeit im Vordergrund. Doch bevor die mollig wird, packt eine kühle Eleganz zu und reißt die Frucht am Riemen.

Dieses Doppelspiel, diese irre Kombination, genau das macht den Reiz des Alpha & Omega aus: opulente, vollreife Beerenfrucht, dazu samtweiche Tannine – und dem gegenüber finessenreiche, elegante Mineralik, schöne Textur, spielerische Säure. Kraftvoll und ätherisch zugleich. Saftig und doch komplex. Toll balanciert und wunderbar zusammengehalten.

Der Jahrgang 2011 jetzt vollkommen auf der Höhe, perfekt gereift. Ein so runder, so feiner Gaumenschmeichler, dass die Flasche leer ist, noch bevor alle Geschichten erzählt sind, die sich darin befinden.

Was ist das Fazit?

Referenzwein für Frühburgunder bei uns im wineroom.

Wer hat’s probiert?

Autor und Frühburgunder-Fan Edgar Wilkening plus Begleitung.

Ist dieser Beitrag gewerblich gesponsort?

Nein.

Gibt’s noch offene Fragen?

Ja! Kommt hier jemand zum 6. Frühburgunder-Forum am 8. April 2017 nach Marienthal, ins Kloster Marienthal? Dann sehen wir uns. Ich freu mich drauf!

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