Domaine de Beaurenard Châteauneuf-du-Pape 2010

von | Allgemein | 0 Kommentare

Was gab’s ins Glas?
Domaine de Beaurenard AOC Châteauneuf-du-Pape 2010, 14,5 % vol.

Welche Ausstattung?
Traditionelle Châteauneuf-du-Pape-Flasche mit eingelassenen Insignien, Korken.

Wer hat’s gemacht?
Paul Coulon et Fils, Domaine de Beaurenard, 84231 Châteuneuf-du-Pape, Rhone, Frankreich, www.beaurenard.fr

Was ist interessant zu wissen?
Bio ist immer noch die Ausnahme in der berühmten Appellation Châteauneuf-du-Pape. Umso erstaunlicher also, wenn hier ein Betrieb mit 32 Hektar (plus 25 Hektar in Côtes du Rhône Villages Rasteau) vollständig organisch und biodynamisch arbeitet, zertifiziert von Ecocert und Demeter.

Die Anfänge der Domaine Beaurenard lassen sich zurückverfolgen bis ins 17. Jahrhundert. Dann kommt immer die Geschichte von einer notariellen Beurkundung aus dem Jahr 1695, in der von „Bois Renard“ die Rede war – woraus sich im Laufe der Jahrhunderte der jetzige Name entwickelte. Mit dem Geschwisterpaar Frédéric und Daniel Coulon ist heute die siebte Generation am Ruder.

Vierzehn Rebsorten lassen die Appellationsgesetze in Châteauneuf zu: Grenache, Syrah, Mourvèdre und Cinsault – die vier großen roten Vertreter. Dazu Counoise, Muscardin, Terret Noir und Vaccarèse als weniger bekannte Rote. Plus sechs weiße Rebsorten: Clairette, Roussane, Bouboulenc, Grenache Blanc, Picardan und Picpoul, die – obwohl weiß – ebenfalls in den Rotwein dürfen.

Und anders als bei vielen Domainen, die ihre Minderheiten-Reben längst zum Teufel gejagt haben für Ertrag und Effizienz, genießen bei Beaurenard auch Minderheiten Bestandsschutz. Alle vierzehn zugelassenen Rebsorten sind im Anbau. Zum Teil sogar noch in der althergebrachten Form: als gemischter Satz, also alle Sorten kreuz und quer durcheinander.

Traditionsbewusstsein, das sich auch in über hundertjährigen Rebstöcken widerspiegelt, in Handlese mit Körben und in der Bewirtschaftung einzelner Parzellen mit Pferden. Dafür geht es im Keller umso moderner zu: mit neuester Technik, gekühlten Gärtanks und sauberen Holzfässern. Tradition und Moderne in spannender Kombination.

Was kostet der Spaß?
32 bis 40 Euro, je nach Händler – falls überhaupt noch lieferbar.

[easy-tweet tweet=“Ein Wein, bei dem man am liebsten zu lauter Verneinungen greifen möchte – vor lauter Glück.“]

Wie ist er denn nun?
Ein Wein, bei dem man am liebsten zu lauter Verneinungen greifen möchte, um ihn zu beschreiben: Nein, er ist nicht dick und breit. Nein, er ist nicht bräsig und alkoholisch. Nein, er ist keine Wuchtbrumme. Nein, er ist nicht verholzt, er ist nicht marmeladig, nicht pappig, nicht süßlich-klebrig, nicht rumtopfig, nicht …

Nein, er ist wirklich kein Leichtgewicht mit seinen 14,5 % Prozent. Die gehören in Châteauneuf-du-Pape nun mal dazu. Sind aber so gut eingebunden, dass sie kaum zu spüren sind. Tiefrot fließt der Wein ins Glas. Appetitliche Aromen von roten Früchten und Kräutern steigen auf.

Und dann, mit dem ersten Schluck, kommt das eigentliche Wunder dieses Châteauneuf: eine Klarheit im Mund, die umhaut. Eine Reintönigkeit und Brillanz und Feingliedrigkeit, die vollkommen überrascht für einen Wein dieser Appellation. Das ist großartige Finesse – und das ausdrücklich ohne schwächlich oder dünn zu sein.

Im Gegenteil: Da ist so viel spürbare Kraft im Kern, eine Fülle, die Druck macht, aber ohne zu nerven. Eine tolle Struktur, butterzarte Tannine. So fein verwoben, so sauber im Geschmack, so voller Frische, dass es wirklich verblüfft. Weil es so meilenweit entfernt ist von breiten, alkoholischen, zuweilen pappigen Weinen, die unter gleichem Appellationsnamen im Handel auf irgendwen warten.

Mit Sicherheit einer der schönsten, einer der elegantesten Châteauneuf-du-Pape, die jemals im wineroom auf den Tisch kamen. Chapeau, Familie Coulon! Macht jetzt, im jungen Alter von fünf Jahren schon richtig Spaß, hat aber auch das Potenzial noch zu wachsen. Wir freuen uns darauf – und auf weitere Jahrgänge. Gibt es eigentlich noch ältere …?

Aus welchen Gläsern wurde probiert?
Gabriel-Glas Gold Edition.

Ist dieser Beitrag gewerblich gesponsort?
Nein.

Ziereisen 2012 Steingrüble

Was gab's ins Glas? Ziereisen 2012 Steingrüble Gutedel, Badischer...

Corte Pavone Brunello di Montalcino 2008

Wann ist der perfekte Zeitpunkt, einen Wein aufzumachen? Es ist wie beim Ein-...

Restetrinken wegen Ruhestand

Wer diese feingliedrigen Rieslinge noch kennenlernen möchte, muss schnell...

Wann werden die Trauben gewaschen?

Hallo Dr. Sommelier, jede Hausfrau weiß ja, wie wichtig es ist, Gemüse und...

Tenuta Regaleali auf Sizilien: Ali sei Dank …

Im Herzen Siziliens, mitten im Nirgendwo liegt das kleine Paradies der Familie...

Kale and wine – is that possible? A daring food-pairing test of courage

Translation of the text from German into English by Faye Cardwell. Thank you...

Schraube versus Naturkork –
Selbstversuch mit einem normalen Rotwein

Immerhin liegen sieben Jahre zwischen den Jahrgängen des Pinotage von...

Generation Riesling, Hamburg, August 2015

Generation Riesling "Live in Hamburg", Montag, 31. August 2015, Ehemaliges...

Pfeffingen Ungstein Merlot SP 2016 | VDP Ortswein

Rotwein-Freunde, die es gerne mit etwas mehr Wumms mögen, landen oft im...

Envinate Lousas Viñas de aldea 2015

Spanien kommt im wineroom eher selten auf den Tisch. Grund sind die meist...

Wartungsarbeiten am Glas und Fokussierung auf Wein

Zwei der schönsten Exemplare aus unserer Reihe "10 geniale Türhänger, die...

Wein versus Bier, Gin, Limo
Runde Drei: Eigenanbau von A bis Z?

In den ersten beiden Runden unseres Fakten-Check haben sich Craft-Beer, Gin...

Gedopt mit Trüffel und Wein:
Per Rad auf Tour de Rhône

Ein Tour-Bericht in fünf kulinarischen Etappen – von Ed Richter   Er ist fast...

Erzeuger-Abfüllung: Ist da was dran …?

Lieber Dr. Sommelier! Blöde Frage vielleicht, aber meine Kumpels haben gesagt:...

Rotwein on the rocks!
Côtes du Rhône mit Sebastian Bordthäuser

Red on the rocks! Rotwein auf Eis. Gibt's nicht, meinen Sie? Von wegen. Kommt...

Pop-Musik versus Jazz

Nichts gegen Easy-listening. Im Fahrstuhl, im Supermarkt, beim Friseur – okay,...
Edgar Wilkening
Follow me