Mythos Mosel 2016 – Unsere Highlights eines Tages
Was es auf sich hat mit dem Mythos an der Mosel, ob es gemäß Wikipedia Lebenssinn stiftend ist oder doch nur eine Lügengeschichte, und was unsere Mythbusters sonst so rausgefunden haben über diese Weinprobe, die sich mit 26 Kilometern ganz schön in die Länge zieht – all das hatten wir ja neulich schon in unserer Rubrik Journey berichtet.
Heute reden wir mal über die Wein-Highlights, die uns an der Mosel über den Weg und durch die Kehle gelaufen sind. Ohne den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit! Denn das war so unmöglich wie ein Großes Gewächs aus Obermosel-Elbling. Auch davon hatten wir erzählt.
Auf unserer Liste bekannte Namen, die seit einiger Zeit wieder in neuem Glanz aufblühen, aber auch neue, junge Weinmacher, die extrem Ambitioniertes auf die Beine stellen. Und unterm Strich: ausschließlich Rieslinge unter den Highlights, auch wenn wir vereinzelt gute Spät- und Weißburgunder im Glas hatten. Aber die klassische Domäne der Mosel ist eben nicht ohne Grund ihre große Stärke: mineralische, saftige Rieslinge – in den Geschmacksrichtungen von trocken bis honigsüß.
Vormerken: Das nächste Mythos-Mosel-Wochenende findet 2017 statt, dann vom 9. bis 11. Juni 2017. Wenn es wird wie 2016, kann man nur sagen: lohnt sich.
Witwe Dr. H. Thanisch Erben Müller-Burggraef, Bernkastel-Kues
Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese Trocken 2014
Verregnete Lese im Herbst ’14. Önologe Maximilian Ferger ließ ausschließlich fehlerfreies Material ernten. Das zeigt sich in sauberer Frucht. Rassig, straff, ausgewogen. Vibrierende Länge. Rating 7/12
Kleine Erntemenge, dafür Top-Material. Guter 14er.
Berncasteler Doctor Riesling Kabinett 2015
Devon-Tonschieferverwitterungsboden. Würzig, kräutrig, einladend. Saftig, schönes Säurespiel, mineralisch, komplex, toller Spannungsbogen. Sponti. 60 gr. Restzucker. Frisch gefüllt, noch jung, trinken ab 2017. Rating 8/12
Was für ein klasse Kabinett – halleluja, her damit!
Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Riesling Spätlese 2015
Roter Schieferboden. Steinobst-Nase, Anklänge von roten Früchten. Saftiger, üppiger als der Doctor. Vielschichtig, gut strukturiert, schöne Länge. Sponti. Ausbau in großen Fässern. 80 gr. Restzucker. Minimal filtriert, minimaler Schwefel. Rating 8/12
Komplex und saftig: Süße Jungs lieben so was. (Mädchen auch.)
Villa Huesgen, Traben-Trarbach
Trabener Würzgarten Riesling Kabinett Trocken 2015
Grauschieferboden. Über 30 Jahre alte Reben. Handlese. Fruchtig, aromatisch. Im Mund Kraft, Struktur, dabei elegant. Straffe, rassige Säure, die perlend nachklingt. Rating 7/12
Großes Riesling-Vergnügen für um die zehn Euro ab Hof.
Nik Weis St. Urbans-Hof, Leiwen
Wiltinger Alte Reben Riesling 2015
Boden Rotschiefer. Lage Schlangengrube. Wurzelechte Reben – so was gibt’s ja quasi gar nicht mehr: 1905 gepflanzt. Blumig, duftig, Aprikosennase. Saftiger Mund, frisch, würzig, mineralische Länge. Spontanvergoren. Klasse. Rating 7/12
Mehr als 110 Jahre: Also, DAS darf sich mal wirklich Alte Reben nennen!
Mehringer Alte Reben Riesling 2015
Boden Blauschiefer. 70 Jahre alte Reben, gepflanzt zwischen 1947 und 1949. Ätherische Nase, Eukalyptus, Minze, Kümmel. Kongruenter Mund: würzig, komplex, pikant, nachhallende Säure. Spontanvergoren. Rating 8/12
Großer Traubensaft mit großer Kräuterkraft. Finden wir richtig gut.
Schloss Lieser Thomas Haag, Lieser
SL HELDEN Riesling Spätlese Trocken 2015
Helden? Die Lage: Niederberg Helden. Präziser, gerader Riesling. Klar, straff, mineralisch, dicht, elegant, vielschichtig, tolle Textur, Länge. „Da stimmt alles“, steht in unseren Verkostungsnotizen. Rating 8/12
Solche Helden braucht das Land: mit Mut zu starkem Charakter.
Materne & Schmitt, Winningen
Winninger Riesling 2014
Aus den Lagen Bruchstück und Röttgen. Megastraff im Mund, brachial karg, spröde, porös vor Mineralität. So schlank und reduziert, dass man „das Skelett sehen“ kann, kein Gramm zuviel auf den Knochen. Charakterstarkes, ungeschöntes Spiegelbild von Lage und Jahrgang ’14, das die beiden Jungwinzerinnen hier abliefern. Garantiert nicht jedermanns Sache, aber mit klarem Profil. Rating 7/12
So mager, man meint Kate Moss im Glas zu haben.
Weiser-Künstler, Traben-Trarbach
Trabener Gaispfad Riesling Kabinett Trocken 2015
Zum Teil wurzelechte Reben. Blauschiefer-Boden, etwas Rotschiefer. Schlank, schmal, würzig, poröse Mineralik, nahezu salzig, supertrocken. „Unser Fischwein“, sagt Winzerin Alexandra Künstler. Kann man verstehen. Als Solist polarisierender Wein, nix für jedermann. Rating 7/12
Gaispfad: kein Wunder, dass Ziegen hier gern langzockeln bei so viel Salz.
Steffensberg Riesling 2015
Steinobst, klassische Riesling-Nase. Im Mund Fülle, Kraft, straffe Textur, komplex, mineralisch. Langer Nachhall. 17 gr. Restzucker. Die Lage und der Restzucker als Säurepuffer machen den Wein zugänglicher als den Gaispfad. Rating 8/12
Steffensberg in Reinkultur und etwas Süße – wir mögen die Kombi sehr.
Louis Klein Kirchengut Wolf, Traben-Trarbach
Riesling Kabinett Trocken 2015
Guts-Riesling vom Bio-Betrieb. Straffer Riesling, Frucht, Mineralik, gut abgestimmt. Auf dem Etikett: Kinderzeichnung eines U-Boots, gezeichnet vom Sohnemann. Warum? „Das ist unser U-Boot-Wein“, lacht der Weinmacher, „abends volllaufen lassen und untergehen – morgens trotzdem wieder frisch auftauchen.“ Rating 6/12
Schönes, geradliniges Ticket für die nächste U-Boot-Fahrt.
Riesling Spätlese Trocken 2015
Ein Kraftpaket: Dichte, Konzentration, Saftigkeit, Eleganz. Die Säure will sich noch nicht recht einfügen, wirkt fast schroff und abweisend. Rating 7/12
Können wir den in drei, vier Jahren nochmal probieren?
Riesling Spätlese Feinherb 2015
Gleiche Lagen, gleiche Lese, gleicher Ausbau wie die Spätlese eins drüber. Hier aber mit 23 gr. Restzucker. Deutlich gefälliger, die Säure abgepuffert, die Frucht kann strahlen, die Aromen hallen nach. Rating 7/12
Wer sagt, er trinkt nur trockenen Riesling, verpasst das Beste.
Weingut Haart, Piesport
Wintricher Riesling Trocken 2015
Ausbau nur im Stahltank – entgegen der Philosophie des Hauses. Warum? Weil alle Holzfässer voll waren, sagt der Weinmacher. Riesling ohne Schnickschnack: frisch, blumig, floral. Im Mund straff, geradlinig, ganz geradeaus, klar. Mineralisch, animierend, konzentriert. Toll! Rating 8/12
Klassischer Mosel in Reinkultur – und das ohne Holzfass.
Goldtröpfchen Riesling Großes Gewächs 2014
Wieder der schwierige Jahrgang. Schnelle Lese. Strenge Selektion. Sponti. Im Mund faszinierende Kraft, elegant dabei, Volumen, Dichte, Länge. Und das bei gerade mal 12,5 % vol. Alkohol. Das Beste aus dem Jahr gemacht. Großes Gewächs ganz groß! Rating 9/12
Großes Gewächs mit nur 12,5 % – so was gibt es noch? Chapeau!
Fritz Haag, Brauneberg
Brauneberger Juffer Riesling Feinherb 2015
Feuerstein in der Nase. Dazu blumig, würzig, einladend. Im Mund Würze, kraftvolle Struktur, Mineralik, Herbe. Im Ausklang fast staubig. Hefetöne, die der Jugendlichkeit geschuldet sind. Die 13,5 gr. Restzucker stehen ihm so gut. Rating 7/12
Feinherb in Bestform: Wir möchten da kein Gramm Süße missen.
Brauneberger Juffer Riesling Spätlese 2015
Auch Feuerstein. Aber saftiger in der Nase, frisch, verführerische Frucht. Im Mund gewaltig, opulent, saubere, helle Frucht, saftige Struktur, vielschichtig, komplex. Langer Nachhall. 75 gr. Restzucker. Sehr klasse! Rating 8/12
Was für ein Spannungsbogen – vom ersten bis zum letzten Moment.
Weingut Vollenweider, Traben-Trarbach
Goldgrube Riesling Trocken 2014
Grauschiefer-Boden. Ui, Knallblättchen-Nase, das verspricht Mineralik. Und im Mund kommt sie dann auch. Filigran, elegant, feingliedrig, geradezu karg und spröde. Etwas zitrische Säure, da spiegelt sich ungeschönt der Jahrgang wider. Sehr schlanke 12 % vol. Alkohol. Spannend. Rating 7/12
Piff-paff-puff! Lustige Knallblättchen in der Nase – so schön.
Goldgrube Riesling Spätlese 2015
Grauschiefer-Boden. Wieder Piff-paff-puff-Nase. Dazu saftig, frisch. Im Mund komplex, reichhaltig, aromatisch, helle Früchte, mit mineralischer Frische. Restzucker 85 gr., der die Aromen in einen tollen Nachhall trägt. Rating 8/12
Vorzeige-Mosel in der Kategorie restsüß – richtig gut.
Weingut Knebel, Winningen
Von den Terrassen Riesling 2015
Gutswein. Und als solcher sehr gut. Frische, einladende Nase, blumig. Filigran im Mund, ausgewogen, mineralisch, sehr harmonisch, Grapefruit-Töne. Macht Lust auf deutlich mehr. Rating 7/12
Von den Terrassen, ja – aber alles andere als nur Terrassenwein.
Hamm Riesling 2015
Blauschiefer, Ton, Quarzit. Würzige, frische Nase. Klare Frucht im Mund, saubere Aromatik, mineralisch, leichte Herbe, elegant, feingliedrig, toll balanciert, vielschichtig. Großes Trinkvergnügen. Rating 8/12
Hamm wir einen Spaß damit! (Sorry, das Wortspiel musste sein …)
Brückstück Riesling 2015
Tonschiefer, Bimsstein, Sandstein. Nur 1.300 Flaschen. Deshalb selten in Verksotungen, weil immer schnell ausverkauft. Weiße Früchte, finessenreich, filigran, bei guter Struktur. Eleganz, Frische, Länge. 18 gr. Restzucker. Unglaublich schön. Rating 8/12
Völlig klar, dass ein so klasse Zeug ratzfatz ausverkauft ist.
Uhlen Auslese Riesling 2015
Quarzit, Sandstein, Schiefer. Brillant klare Fruchtnase. Setzt sich im Mund fort: glasklare Aromatik, weiße Früchte, keine Spur Botrytis, supersauber, supersaftig. Klasse gearbeitet. 150 gr. Restzucker. Nur kleine Menge: gerade mal ein 200-Liter-Fass – das sind etwa 500 halbe Flaschen. Jetzt in den Keller legen und in zehn Jahren rausholen. Rating 9/12
Traumhaft saubere, glasklare Auslese. Yeah, love it!
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