„We have to rethink everything“: Corona-Shutdown und seine (ja: positiven!) Folgen

von | 7. Apr. 2020

Winzer arbeiten Tag für Tag in der Natur, mit der Natur. Hautnah. Kein Wunder also, wenn ihnen vieles, das sich da draußen in unserem natürlichen Habitat abspielt, schneller auffällt als sagen wir mal: Politikern in ihren vollklimatisierten Sitzungssälen. Der Klimawandel zum Beispiel. Aber auch das, was sich durch den Shutdown in Folge des Coronovirus COVID-19 tut.

Denn das radikale länderübergreifende Runterfahren der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens hat offenbar ebenso radikale Auswirkungen. Nicht nur auf unsere Gesellschaft, sondern vor allem auch auf unsere Umwelt.

„Imagine, waters in Venice canals are transparent“, teilt Daniele Delaini vom Weingut Villa Calicantus seinem Freund Martin Kössler, Weinhändler in Nürnberg, staunend mit.

Und klares Wasser in der legendären Lagunenstadt ist bei Weitem nicht das einzige, das dem norditalienischen Winzer schon wenige Tage nach dem Shutdown auffällt. „In one week without cars here the sky and air on lake Garda are so clean, that people are amazed – and shocked.“

Binnen weniger Tage ohne menschengemachte Ausdünstungen aus Industrie und Verkehr hat sich unsere Umwelt radikal verändert: Gewässer werden klar, die Atmosphäre reiner, Sterne sichtbar.

Wenn so gravierende Effekte innerhalb so kurzer Zeit wahrnehmbar sind: Wie groß ist dann das, was die Industrienationen Umwelt und Natur durch Dauer-Ausdünstungen aus Industrie und Verkehr über Jahre, über Jahrzehnte antun?

„We do have a huge impact“, ist die Erkenntnis von Winzer Daniele Delaini. Und weil das so ist, kommt er zum Fazit: „We do have to use this break to rethink everything.“

Das könnten die positiven Folgen der Corona-Krise sein. Die Corona-Chance: dass mehr Menschen erkennen, dass unser bisheriger Weg, auf Kosten von Umwelt und Natur zu leben, auf Dauer ein Irrweg ist. Weil er zur Zerstörung der Lebensgrundlagen heutiger und mehr noch künftiger Generationen führt.

Wir müssen über die Art und Weise, wie wir leben und wirtschaften, vollständig neu nachdenken. Wir müssen das, was wir wissen – sei es aus eigenem Erleben oder wissenschaftlicher Erkenntnis – umsetzen in Maßnahmen, in politisches Handeln, in verändertes Individualverhalten.

Mich haben die Aussagen von Daniele Delaini sehr beschäftigt. Und da ich sie über Tage im Kopf hatte, entstand der, mehr Menschen mögen Danieles Worte sehen oder hören. Deshalb habe ich sie auf Facebook gepostet – als reinen Text.

Wie dumm von mir: Lächerliche vier, fünf Likes waren das Ergebnis. Klar mein Fehler: Wer liest schon Text auf Facebook! Und dann noch auf Englisch. Zu einem komplizierten Thema. Wo doch nur einen Wisch weiter schon das nächste lustige Katzenvideo wartet.

Deshalb habe ich entschieden, einen Film aus Danieles Worten zu machen. Mit meinem Netzwerk habe ich aus dem Statement einen Video-Clip kreiert. Nein, ein lustiges Katzenvideo ist es dadurch immer noch nicht geworden – aber dennoch sehr, sehr sehenswert, wie ich finde.

Und ich hoffe, dass der Clip vielen Menschen so sehr gefällt, dass sie ihn teilen, in ihre Social-Media-Kanäle geben, in Websites und Newsletter einbinden. Damit Daniele Delainis Worte von möglichst vielen gesehen, gelesen, gehört werden. Und damit wir tatsächlich zu einem echten „Rethink“ kommen. 

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Edgar Wilkening
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